5. Wiener Lymphologisches Symposium
Im Fokus des Symposiums standen die medizinische Forschung sowie die Kooperation mit internationalen universitären und klinischen Partnern. Die Themenschwerpunkte erstreckten sich von der komplexen Anatomie und ihrer Darstellung in bildgebenden Verfahren bis zu den konservativen und chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten des Lymph- und Lipödems.
Bereits am Donnerstag, 21. November 2024 hatten Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit live die operative Therapie „Lymphologische Liposculptur“ zu verfolgen. Bei diesem praktischen und interaktiven Workshop konnten die Teilnehmenden die klinische Diagnostik und die Pathophysiologie des Krankheitsbildes Lipohyperplasisa dolorosa, kurz Lipödem, diskutieren.
In dem Workshop „ICG-guided decisions and visualization of lymphedema“ stellte Prof. Jean-Paul Belgrado, PhD, Brüssel, Belgien die Methode „flush and fill“ mittels ICG zur Ermittlung der individuellen Lymphabflusswege für eine erfolgreiche Therapie vor. Neben Beispielbildern und -videos veranschaulichte eine Live-Demonstration an Probanden die Fluoroskopie und den Lymphfluss von der Hand bis zur Schulter.
Des Weiteren wurde das Programm der langen Lymphologie Nacht durch interaktive Workshops ergänzt, bei denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer praktische Demonstrationen zu KPE (Komplexe Physikalische Entstauung) und der funktionellen Physiotherapie erhalten haben. Fachexpertinnen und -experten gaben dabei differenzierte Einblicke in die manuelle Lymphdrainage, Atemtechniken, Bandagierung, intermittierende pneumatische Kompression (IPK) Tiefenoszillation, Hautpflege und vieles mehr. Live-Scope-Sitzungen wurden in dem Workshop „Sewing with the masters“ angeboten, bei welchen die eigene Technik in der Supermikrochirurgie getestet und ausgebaut werden konnten. In dem Workshop „Pressure profile under different compression systems“ wurde der Druck unter unterschiedlichen Kompressionssystemen am menschlichen Körper gemessen.
Freitag, 22.11.2024
I. Blitzlichter der Lymphologie
Ao. Univ. Prof. Dr. med. univ. Erich Brenner, Innsbruck, Österreich, startete das Vortragsprogramm zum Thema „Ein Meisterwerk der Natur: das Gefäß-System der Beine“. Dabei sei kein Gefäß-System wie das andere; bei jedem Menschen entwickle sich das Blut- und Lymphgefäß-System ein bisschen unterschiedlich. So sei die individuelle Anlage der Venen, Arterien und Lymphgefäße oft abweichend zu Abbildungen in Anatomiebüchern.
In seinem Vortrag „Age-dependent changes in the lymphatic system“ ging Zsombor Ocskay, MD, Budapest, Ungarn, auf die Veränderungen der Lymphgefäße ein, welche mit einer natürlichen Alterung zusammenhingen. So hätten Experimente und aktuelle Forschungen ergeben, dass sich die Permeabilität der Lymphgefäße erhöhe und diese somit eine geringere Dichte aufwiesen. Dies könne wiederum eine Rolle bei neurologischen Krankheiten wie Alzheimer oder Multipler Sklerose spielen, müsse jedoch noch weiter erforscht werden.
Dass sich bereits die alten Griechen und die Ägypter mit Kompression befasst und Soldaten ihre Beine bandagiert oder Honig als antibakterielle Wundauflage genutzt hätten, präsentierte Dr. Bernard Ho, MBBS, MRCP (Derm), PgCert, MBA, London, UK. In der weiteren Entwicklung der (medizinischen) Kompression sei in den 1950er Jahren der sogenannte Gummistrumpf eingeführt worden, welcher bald weiterentwickelt worden sei. Auch die Manuelle Lymphdrainage (MLD) sei bereits in den 1930er Jahren etabliert worden, hätte sich von einer Therapie zur Behandlung von nasalen Krankheiten weiter zu einer Therapie für Lymph- und Lipödeme entwickelt.
Detaillierte Eindrücke zur Lymphödemtherapie-Entwicklung in Österreich gab em. Prim. Dr. med. Walter Döller, Wolfsberg, Österreich. Noch bis in die 1980er wäre das Lymphödem ein „Tabu-Thema“ gewesen, über welches kaum wissenschaftliche Forschung zu finden gewesen sei. Erst mit der Gründung von Frauenselbsthilfe-Gruppen in den späten 1970er und den 1980er Jahren und der Gründung der Lymph-Liga im Jahr 1993 sei diese schwere chronische Erkrankung mehr in den Fokus der Wissenschaft gerückt. Jedoch bedürfe es immer noch mehr Aufklärungsbedarf über diese Krankheit, besonders in der Ausbildung junger Ärztinnen und Ärzte sowie Therapeutinnen und Therapeuten.
II. Bildgebung in der Phlebologie und Lymphologie
In dem Workshop „Ultraschall in der Phlebologie und Lymphologie“ zeigte OÄ Dr. med. Brigitte Obermayer, Wien, Österreich, live an Patientinnen, wie der Ultraschall in der Venenheilkunde eingesetzt wird, um unterschiedliche Krampfadertypen, Venenklappenschäden oder Thrombosen zu diagnostizieren. Dr. med. Aaron Antaeus Metz, Wien, Österreich, und Balázs Mohos, MD, Budapest, Ungarn demonstrierten, dass die Sonographie in der Lymphologie vorwiegend zum Nachweis interstitieller Flüssigkeit und sekundärer Gewebeveränderungen genutzt würde. Auch könne die Sonographie zur Therapie und Verlaufskontrolle eines Ödems eingesetzt werden. Anschließend zeigten Dr. med. Metz und Stefanos Tsallas, MD, Wien, Österreich den Einfluss der präoperativen CDT auf die lymphatische Bildgebung mit UHF-Ultraschall.
Aktuelle und zukünftige Bildgebungsverfahren in der Lymphologie stellte Balázs Mohos, MD vor. Neuer Goldstandard könne wohl das sogenannte ICG-Verfahren (Indocyaningrün) werden. Insbesondere durch die mögliche Darstellung des Lymphflusses in den Lymphgefäßen ließen sich Früh-Erkrankungen des Lymphgefäßsystem darstellen ohne diagnostische Eingriffe die die Lebensqualität der Betroffenen beeinflusse. Nicht auszuschließen sei auch, dass Laser-Tomographie oder Fotoakustische Bildgebungsverfahren zukünftig zur Diagnostik eingesetzt werden könnten.
Der Radiologe PD Dr. med. Reinhard Kaufmann, Salzburg, Österreich, verglich die Vor- und Nachteile der konventionellen und der Magnetresonanz-Lymphographie (MRL). Während die konventionelle Lymphographie noch als Goldstandard gelte, eine höhere Auflösung hätte und einen potentiellen Therapieeffekt beispielsweise bei Leckagen habe, könne das MRL-Verfahren die Lymphgefäße ohne Röntgenstrahlung in 3D darstellen und sei nicht invasiv. Zudem benötige es, anders als die konventionelle Lymphographie, kein ölbasiertes Kontrastmittel.
Die Humangenetikerin Dr. med. Magdalena Danyel, Berlin, Deutschland, präsentierte in ihrem Vortrag, dass eine 2D-Darstellung der Gefäße oftmals nicht ausreiche, um die Ursachen mancher Erkrankungen zu identifizieren. So könne mit Hilfe der neuartigen 3D-Histologie, basierend auf optischer Schnittbildgebung durch lichtblatt-mikroskopische Schichtbildaufnahmen, im Vergleich zum 2D-Verfahren, das gesamte Gefäßnetzwerke mit größerer Aussagekraft dargestellt werden.
III. Phlebologie und Adipositas
Neue Behandlungsmethoden in der Phlebologie stellte OA Dr. med. Alfred Obermayer, Melk, Österreich, vor. So gebe es unterschiedliche erhaltende oder entfernende Therapiemaßnahmen zur Behandlung insuffizienter Stammvenen. Obermayer habe nun weltweit erstmals transkutane Verschlussverfahren insuffizienter Venen mittels Ultraschall vorgenommen. Dabei würde der Ultraschall mit einer speziellen Vorrichtung gebündelt auf die Vene gestrahlt werden, so dass die Vene dann punktuell geschlossen werden könne.
Welche therapeutischen und prophylaktischen Konzepte bei der operativen und interventionellen Therapie von Leistenrezidiven greifen sollten, erläuterte Priv.-Doz. DDr. med. Dominic Mühlberger, Linz, Österreich. Man müsse darauf achten, dass die Ligatur von Seitenästen oder die Übernähung des Stumpfes korrekt erfolge, um Rezidive zu verhindern.
Dr. med. Metz, OÄ Dr. med. Obermayer und Marie-Sophie Weil, Bsc. med., Wien, Österreich, untersuchten in einer Studie, was bei Lymphödempatientinnen und -patienten mit Venenerkrankungen zu beachten sei. Sie kamen zu den vorläufigen Ergebnissen, dass Venenchirurgie keine negativen Auswirkungen auf die Beschwerden des Lymphödems habe und dass sich das subjektive Wohlbefinden aller Behandelten nach der Venentherapie deutlich verbessere. Jedoch sei die Stichprobe sehr klein gewesen.
Prim. Univ.-Prof. Dr. med. Bernhard Ludvik, Wien, Österreich, stellte die Therapie von Diabetes und Adipositas mit dem GLP1-Agonisten und Limitierungen dieser Therapie vor. Das Medikament sei bei dem Glukosestoffwechsel beteiligt und das Sättigungsgefühl setze früher ein. Das Medikament würde bei regelmäßiger Einnahme wirken und die Betroffenen erzielten eine deutliche Gewichtsreduzierung. Jedoch hätte das Medikament auch Nebenwirkungen wie Übelkeit und Verstopfung und einige Patientinnen und Patienten erlebten nach dem Absetzten jenes wieder eine Gewichtszunahme.
Dr. med. Markus Killinger, Angerberg, Österreich, präsentierte, was bei der Differentialdiagnostik in der Lymphologie zu beachten sei und welche Zusammenhänge und Beeinflussungen der unterschiedlichen Krankheitsbilder bei Ödemen existierten. Dabei sei ein Ödem ein Symptom und noch keine Diagnose. Der richtigen Diagnose bedürfe es, um eine adäquate Behandlungstherapie durchzuführen.
Vor welchen Herausforderungen Therapeutinnen, Therapeuten und Betroffene stünden, wenn es um die Behandlung von Adipositas gehe, erläuterte Andreas Wittlinger, Walchsee, Österreich. So würden bereits die Einrichtung vieler Therapiezentren und Praxen eine Challenge darstellen, da diese meist zu klein wären oder ihre maximale Belastbarkeit zu gering sei. Auch hätten Betroffene nicht nur mit unzähligen Begleiterkrankungen zu kämpfen, auch sei eine Therapie im Liegen, auf dem Rücken, eine Schwierigkeit, da der Druck des Fettgewebes auf die inneren Organe wie Lunge, Zwerchfell etc. wirke und so Patientinnen und Patienten schwer Luft bekämen.
Zur Gewichtsreduktion, Remission und Verbesserung von Komorbiditäten und besonders zur Verbesserung der Lebensqualität sei ein bariatrischer Eingriff eine Therapiemöglichkeit bei Adipositas, so OA Dr. med. Alexander Butz, Wien, Österreich. Hier gebe es unterschiedliche Verfahrenstechniken, wie beispielsweise den Magen-Bypass oder -Sleeve. Letzterer würde weltweit am häufigsten durchgeführt.
IV. Konservative Therapie des Lymphödems
Über den Entwicklungsstand der S3-Leitlinie zum Lymphödem berichtete Prim. Dr. med. Christian Ure, Wolfsberg, Österreich. Dabei setzten sich acht Arbeitsgruppen, bestehend aus 32 Fachgesellschaften, mit der Erstellung der Leitlinie auseinander. Zur existierenden Agenda (AG1 Definition und Epidemiologie AG 2: Basisdiagnostik AG 3: Weiterführende Diagnostik AG 4: Konservative Therapie AG 5: Chirurgische Therapie AG 6: Primärprävention AG 7: Psychosoziale Aspekte) werde hier der neue Punkt der Patientenleitlinie hinzukommen.
Keynote Speakerin PD Dr. med. Anett Reißhauer, Berlin, Deutschland gab einen Überblick über klinische Fälle und Möglichkeiten der Therapie eines Lymphödems, wobei hier die KPE Goldstandard sei. Anschließend sprach Reißhauer über ihre Träume, Wünsche und Vorhaben in der Lymphologie und wie diese eventuell im Jahre 2030 aussehen könnten. So träume die Lymphologin davon, dass die Diagnostik zum Lymphödem mit einem Tropfen Blut passieren könne oder dass die Behandlung des Lymphödems auch medikamentös therapiert werden könne. Als Idee nannte die Lymphologin 3D-Drucker zur komplett angepassten und individuellen Kompressionsversorgung und dass sich diese verfärben würde, wenn sie abgenutzt wäre.
Zum Abschluss des ersten Tages stellten Akad. Vkfm. Andreas Honetschläger, Wels, Österreich, Prof. Marzanna Zaleska, Warschau, Polen und Mag. Dr. Margit Eidenberger, Steyr, Österreich ihre Abstracts zu unterschiedlichen Fällen und Behandlungsmethoden des Lymphödems vor, welche sie aus dem Publikum eingereicht hatten. Zaleska gewann dabei mit ihrer Präsentation den kleinen Wettbewerb. So hätten sie und ihr Team eine spezielle Kompressionsmethode entwickelt, um fortgeschrittene Lymphödeme sehr schnell zu entstauen. Dafür würden sie Gummi-Bandagen benutzen, welche in festgelegten Intervallen von drei Tagen à 30 Minuten angelegt würden.
Samstag, 23.11.2024
Andrzej Szuba, MD, PhD, Wroclaw, Polen, gab am zweiten Tag des 5. internationalen Lymphologischen Symposiums in seinem Vortrag ein Update zur Physiologie und Pathophysiologie des Lymphsystems. So würde sich die Struktur des Lymphsystems bei Entzündungen ändern und es könne keine Flüssigkeit mehr aufnehmen, sodass weitere gesundheitliche Probleme entstehen könnten.
In einer Panel-Diskussion besprachen Prof. Belgrado, Katrin Männel-Emra, Neumarkt, Deutschland und Peter Nolte, Bad Berleburg, Deutschland, die Wirkung von Kompression, Tiefenoszillation und IPK (Intermettierende pneumatische Kompression) auf den Lymphfluss und das Gewebe. Alle drei Verfahren würden dabei erfolgreich den Lymphabfluss bei Ödemen anregen.
Isabel Forner-Cordero, MD, PhD, Valencia, Spanien, präsentierte ihre randomisierte, nicht unterlegenheitskontrollierte Studie zum Thema „Physikalische Therapien bei der Entstauung bei Lymphödemen“. Dabei erhielt eine Gruppe MLD (Manuelle Lymphdrainage), IPK und Bandagierung. Eine weitere Gruppe erhielt Massagen, IPK und Bandagen, während die letzte Teilnehmergruppe nur IPK und Bandagierung erhielt. Die Ergebnisse zeigte, dass die Compliance in allen Gruppen gleich war und dass keine Unterschiede zwischen den Erfolgen der einzelnen Therapieformen festgestellt werden konnte.
Ob es zu Lymphödemen im Bauchraum kommen könne und dies ein eigenständiges Krankheitsbild sei, fragte Priv.-Doz. Dr. med. Christoph Ausch, Wien, Österreich. Der Chirurg kam zu der Konklusion, dass das Lymphödem im Bauchraum kein eigenständiges Krankheitsbild sei und dass zur Behandlung einer Flüssigkeitsansammlung im Bauchraum die zugrundeliegende Erkrankung mit einer symptomorientierten Therapie erfolgen müsse.
Einen Überblick zur Betreuung von schwangeren Lymphödem-Patientinnen gab Dr. med. univ. Andreas Mittelbach, Wien, Österreich. Da Schwangere oft Bedenken bzgl. der Therapie des Lymphödems hätten, gebe es hier einen großen Aufklärungsbedarf. So dürfe beispielsweise KPE (Komplexe Physikalische Entstauungstherapie) durchgeführt werden, jedoch müsse man bei Patientinnen mit zu hohem Blutdruck diesen immer wieder messen.
Welche Vorteile Stoßwellentherapie habe, zeigte Prof. Dr. med. Karsten Knobloch, Hannover, Deutschland. So sei festgestellt worden, dass diese Art der Therapie positive Effekte auf Stammzellen hätte und zeitgleich Proteine stimuliere. Auch würden Stoßwellen Verbrennungswunden und Spalthauttransplantate nachweislich schneller heilen lassen und das Hautmikrobiom positiv beeinflussen. Zudem habe die Stoßwellentherapie positive Auswirkungen auf das Lymphödem. So würde der Lymphabfluss angeregt und das subkutane Gewebe stimuliert werden.
V. Chirurgische Therapie des Lymphödems
Der Keynote Speaker Joo Pio Hong, MD, PhD, MBA, Seoul, Südkorea, präsentierte die neuesten Entwicklungen in der chirurgischen Therapie des Lymphödems. So könne man beispielsweise mit Robotern die supermikrochirurgischen Operationen noch präziser durchführen und mit ICG und speziellen Ultraschall-Verfahren die Lymphgefäße sehr gut darstellen.
Jung-Ju Huang, MD, Taipei, Taiwan, stellte ihre Operationsmethode und den aktuellen Stand der Brust-Rekonstruktion vor. Hier sei eine Vielzahl an einzelnen Schritten zu beachten, wie z. B. die richtige Wahl des Lappens oder die Anastomose der Nerven an die Brustwarzen, um den Patientinnen wieder ein Gefühl der Ganzheit geben zu können.
Anhand von Fallbeispielen erläuterte OÄ Dr. med. Ines Tinhofer, Wien, Österreich, wie wichtig es sei, die Sensibilität der Brust bei der Brustrekonstruktion wieder herzustellen. Nicht nur die Lebensqualität der Patientinnen würde gesteigert werden, auch würden damit Schutzreflexe gegen beispielsweise Hitze, Druck oder Schmerz wieder aufgebaut. Dafür eigne sich eine Rekonstruktion mit Eigengewebe am besten.
Wie man die beste Methode wähle, um beispielsweise eine LVA (Lymphovenöse Anastomose) auszuführen, erklärte David Habin Song, MD, MBA, FACS, Washington D. C., USA. Mithilfe von Lymphszintigraphie und ICG-Scans vor, mit Isosulfan während und mittels ICG-Scans nach der Operation könne man stets kontrollieren, ob die gewählten Techniken wirksam seien.
Welche operativen Methoden es zur Behandlung des Lymphödems der Extremitäten nach Verletzungen und Tumorerkrankungen gebe, präsentierte PD Dr. med. Christoph Wallner, M.Sc., MHBA, PhD, Bochum, Deutschland. So sei eine frühe Intervention sinnvoll und man solle beispielsweise zeitgleich mit der Resektion LVAs vornehmen. Bei Lymphrekonstruktionen nach Traumata solle direkt präventiv mit konservativer Therapie inkl. MLD begonnen werden.
Ahmed M. Gad, MD, PhD, Kairo, Ägypten, diskutierte, welche Rolle LVAs bei chronischen Bein-Ulzera spielen könnten. Chronisch venöse Insuffizienz könne unter anderem zu venösen Stauungen, Ödemen und Ulzerationen führen und somit das Lymphatische System beeinflussen. Dies gelte es zu verhindern und bei der Behandlung von Ulzera solle man die Lymphgefäße nicht außer Acht lassen.
Technische Aspekte und Innovationen in der LVA-Chirurgie stellten Dr. med Jasmin Rast und c.m. Ielyzaveta Omelchenko, beide Wien, Österreich, vor. Dabei erklärten sie anhand eines Fallbeispiels, wie eine LVA mittels der sogenannten Plug-In-Methode durchgeführt werde. Diese Methode würde das „Back walling“ der Vene verhindern, sei sicher, präzise und effizient.
VI. Das Lipödem
Dr. med. Gabriele Faerber, Hamburg, Deutschland, gab einen Überblick über die S2k-Leitlinie zum Lipödem, welche seit Januar 2024 verfügbar ist. Eines der bedeutendsten Änderungen sei, dass das Lipödem nicht mehr in Stadien eingeteilt werde, sondern allein die Schmerzempfindung der Patientinnen ausschlaggebend für den Schweregrad der Erkrankung sei. Diese sei für jede Betroffene unterschiedlich und nicht von außen zu beurteilen.
OÄ Dr. med. Nina. Hüttinger, FEBOPRAS, Wien, Österreich, ging darauf ein, dass die Diagnose Lipödem immer klinisch gestellt werden solle und dass Adipositas oftmals als Begleiterkrankung auftreten könne. Im Vordergrund der Therapie stünden die Schmerzreduktion und die Verbesserung der Lebensqualität. Die Therapie könne dabei konservativ oder auch operativ erfolgen.
Mit der Identifikation von Fettzellen beim Lipödem und bei Adipositas und somit mit braunem, weißem und beigem Fett beschäftigte sich Dr. Pamela A. Nono Nankam, PhD, Leipzig, Deutschland. So hätte Nono Nankam beispielsweise herausgefunden, dass das betroffene Fettgewebe bei Lipödem-Patientinnen aus sehr großen als auch aus kleinen Adipozyten bestehe. Die Vermehrung jener Fettzellen und die Abnahme von Gefäßzellen im Lipödemgewebe könne wichtige Auswirkungen auf das Fortschreiten des Lipödems und dessen Komplikationen haben.
Prof. Dr. med. Claus C. Pieper, Bonn, Deutschland, gab ein Update zu seiner Studie über die Effekte der manuellen Lymphdrainage (MLD) bei einer Lipödem-Erkrankung. Dabei wurde mittels neuester MRT-Techniken das Gewebe nach der MLD gemessen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Lymphdrainage positive Einflüsse auf das Gewebe habe, das Schmerzempfinden sich reduzieren würde und sich die Entzündungswerte bessern würden.
Die plastische Chirurgin Anette Görg, Köln, Deutschland, brachte zwei besondere Fälle aus ihrer Praxis mit, stellte diese dem Panel vor und leitete anschließend eine Diskussion über die richtige Therapie und Diagnosestellung bei den Fallbeispielen. Der erste besondere Fall bezog sich auf Lipödeme bei eineiigen Zwillingen. Der zweite Fall, welchen Görg zur Diskussion stellte, fragte ob ein Lipödem und generalisierte Lymphknotenschwellung Zufall oder Adenopathie seien?
Die abschließende Paneldiskussion des 5. Internationalen Lymphologischen Symposiums thematisierte, welche Messmethode die verlässlichste im Bereich der Lymphologie sei. Prof. Dr. med. Manuel E. Cornely, Düsseldorf, Deutschland, stellte den Body-Scanner vor, welcher es ermögliche, berührungslos den gesamten Körper zu vermessen, und anschließend ein präzises 3D-Bild der Körperoberfläche liefere. Christine Hemmann-Moll, Bad Rappenau, Deutschland, sprach sich für die Vermessung mittels eines Bandmaßes aus. Mit diesem wäre man räumlich unabhängig und die Therapeutinnen und Therapeuten hätten gleich die Möglichkeit, das Ödem, die Hautbeschaffenheit, die Beweglichkeit der Gelenke, die Muskulatur etc. zu fühlen und mögliche Therapiemaßnahmen, Kompressionsmaterialien etc. zu bestimmen. Tanja Lenk-Killinger, MBA, BSc, Walchsee, Österreich, präsentierte das Peri-Kit, welches über ein gelochtes Maßband zum Messen fixiert werden könne und somit das Ausmessen von Ödemen erleichtern würde. Anschließend könne man die Ergebnisse in eine App eintragen, die gleich das Volumen automatisch berechne. Abschließend stellte Prim. Dr. Ure die Perometer-Messung vor, welche durch Lichtsender und -empfänger die Extremitäten messe und dadurch Konturenbilder erzeugen könne. Diese Methode weise jedoch keine wesentlichen Unterschiede zur manuellen Messung mit dem Bandmaß auf.
Zum Schluss der langen Nacht der Lymphologie in Wien plädierten Prof. Dr. Cornely und Prof. Dr. Tzou, dass die Diagnostik bei Lymphödemen vor der Diagnose stehen müsse, und hielten alle Teilnehmenden dazu an, mehr dafür zu machen, um die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten nachhaltig zu verbessern. Mit Freude verkündete die wissenschaftliche Leitung das 6. Internationale Lymphologische Symposium, die lange Nacht der Lymphologie in Wien vom 27. bis zum 29. November 2025.
Julius Zorn GmbH
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