Für einige Patientinnen kann auch ein operativer Eingriff in Frage kommen. Eine Liposuktion – also eine Fettabsaugung – reduziert das betroffene Unterhautfettgewebe nachhaltig. Sie kann die Schmerzen auf lange Sicht reduzieren oder sogar ganz beseitigen, ist aber keine Heilung und ein erheblicher und schmerzhafter Eingriff, bei dem die kompletten vom Lipödem betroffenen Areale operiert werden. Daher muss von Fall zu Fall individuell entschieden werden, ob der konservative Therapieweg gewählt wird oder eine Operation und eventuelle unerwünschte Nebenwirkungen wie die Vernarbung des Gewebes zumutbar und sinnvoll sind.
Die folgenden Aspekte sind vor einem operativen Eingriff bei Lipödem zu berücksichtigen:
- Dokumentierte Schmerzen ohne Besserung trotz konservativer Therapie
- Vorliegende Komplikationen wie z. B. Mobilitätseinschränkungen, Folgeerkrankungen der Haut oder Gelenke
- Idealerweise Waist-Height-Ratio (WHtR) < 0,55
- Vorrangige Behandlung einer vorliegenden Adipositas
- Entstauung möglicher anderer Ödeme vor der Operation
- Idealerweise erst ab einem Alter von 18 Jahren
Eine Indikationsstellung zur Liposuktion orientiert sich nicht mehr an der herkömmlichen Stadieneinteilung, da es keinen Zusammenhang zwischen der Schwere der Symptomatik und den bisherigen Stadien gibt.
Durchführung der Liposuktion
Ob ein Lipödem ambulant oder stationär operiert wird, hängt meist von der Ausprägung der Erkrankung, eventuellen Begleiterkrankungen und der Sedierung ab. Die Absaugung sollte mit einer gewebe- und lymphgefäßschonenden Technik durchgeführt werden. Dabei kommen die vibrations- (PAL) und wasserstrahl-assistierten (WAL) Systeme in Tumeszenz-Lokalanästhesie oder Allgemeinanästhesie zum Einsatz. In 1 bis 4 Sitzungen beider Beine bzw. 1 bis 2 Sitzungen beider Arme werden pro Operation maximal 10 % des Körpergewichts abgesaugt (Aspirationsvolumen).
Nach der Liposuktion
Direkt nach der Absaugung sollte eine komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE) durchgeführt werden. Abhängig von der Beschwerdesymptomatik werden die Patientinnen weiter konservativ behandelt. Im Fokus stehen dann Mobilität, Gewichtsstabilität und Stressregulation.